Mein Sinn des Lebens

"There are only three things in life: To read poetry, to write poetry but, best of all, to live poetry." Jill Dawson

Dienstag, 20. April 2010

Inspiration


Ich habe schon mit vielen Menschen, die ebenfalls schreiben, über das Thema Inspiration diskutiert - und meistens waren wir uns uneinig. Während vielen die Profile ihrer Charakter sowie deren Abenteuer einfach so aus dem Nichts einzufallen scheinen, braucht meine Fantasie etwas Sichtbares, Hörbares, Handfestes, worauf sie sich abstützen kann.
Nicht, dass meine Geschichten Biographien der Leute meines Umfelds wären, keineswegs! Aber es sind genau diese Leute und dieses Umfeld, die mich inspirieren. Dabei kann es sich um winzigkleine Partikel ihrer Existenz handeln: Eine besondere Art, zu blinzeln. Eine abgewetzte Jacke, die schon beinahe selbst ihre Geschichte in die Welt hinaus schreit. Ein Gesicht, das auf irgendeine Weise nicht dahin passt, wo es sich befindet.
Manchmal ist es auch nur ein Regentröpfchen, das sich auf einer Scheibe nach unten schlängelt, bis es sich unten auf dem Fensterrahmen mit den anderen zusammenfliesst. Es ist unglaublich, wie viel ein so banales Regentröpfchen aufbeschwören kann. Es verspricht Melancholie, scheint von jemandem zu erzählen, der durch diese regennasse Scheibe in die Ferne starrt, den Blick auf einen verschwommenen Horizont gerichtet. Vielleicht kullern Tränen über seine Wangen, dem Regentröpfchen gar nicht so unähnlich.
Und schon beginne ich, eine Geschichte um diesen Moment herumzuspinnen. Schon denke ich an eine junge Frau, die von jemandem verlassen wurde. Von einem Geliebten? Von einem Vater, einem Bruder? Wird sie ihn wiederfinden? Wird sie überhaupt ausziehen, ihn zu suchen? Oder fehlt ihr dazu der Mut?
Wohin auch immer ich gehe, überall stolpere ich über Inspirationssplitter wie andere über Kieselsteine: Das Geräusch, das entsteht, wenn ich auf hochhackigen Schuhen über unebenes Pflaster gehe; dieses beruhigende Klick-Klack, das an den Klang einer alten Wanduhr erinnert. Die Art, wie ein Mädchen ihr Haar im Zug zu einem unordentlichen Knoten hochbindet und sich danach selbstzufrieden umschaut, ob auch ja alle mitbekommen haben, wie umwerfend attraktiv sie ist. Der Duft von blühendem Lavendel und Rosmarin, den ich tief einatmete, als wir letzten Sommer mit heruntergekurbelten Scheiben im Auto durch provenzalische Landschaften fuhren.

Es wäre mir unmöglich, nicht zu schreiben. Alle diese Bilder, Geräusche und Gerüche würden sich in mir stauen, bis ich wohl oder übel explodieren würde. Das ist dann auch der Grund, weswegen ich schreibe: Um meine Eindrücke und Empfindungen weiterzugeben. Um andere Menschen Leid und Glück empfinden zu lassen, um ihnen einen Ritt auf dem Gefühlskarrussel zu ermöglichen, auf das mich diese Welt jeden Tag setzt.

2 Kommentare:

  1. Ich kann die Bilder Deiner Gedanken sehen - DANKE! Wunderschön!

    AntwortenLöschen
  2. Vielen Dank für dieses schöne Kompliment! :)

    AntwortenLöschen