Mein Sinn des Lebens

"There are only three things in life: To read poetry, to write poetry but, best of all, to live poetry." Jill Dawson

Dienstag, 29. Juni 2010

Sackgasse


Manchmal steht man auch beim Schreiben vor einer Mauer. Ungläubig mustert man die Backsteine, die sich da vor einem aufeinander türmen; stellt mit wachsendem Entsetzen fest, dass man vor einem unüberwindbaren Hindernis zu stehen scheint.
Man weiss nicht, wie es weiter gehen soll; kennt keinen Weg, der um die Mauer herum oder hindurch führen könnte. Wohin soll man sich wenden?
Meistens erweist es sich als die beste Lösung, einfach nur umzukehren und sich auf dem Rückweg alles noche einmal genau anschauen; die Landschaften und Gesichter, die man antrifft, aus einer anderen Perspektive anzuschauen. Vielleicht liegt irgendwo ja ein Schlüssel zu einer verborgenen Tür in der Mauer am Wegesrand; vielleicht hält ihn auch jemand in der Hand, hält ihn uns lächelnd entgegen.
Es hat keinen Sinn, Gewalt aufzuwenden, die Mauer zu zerstören oder darüber hinweg zu klettern. Denn dahinter wartet nur Leere und Stille auf einem; das Nichts und Hunderte von blanken Seiten, die darauf warten, beschrieben zu werden. Und man steht da, die Feder in der Hand, während Tinte auf den Boden tropft und tiefblaue Kleckse darauf hinterlässt; wartet auf die Eingebung, doch sie kommt nicht, kann nicht über die Mauer fliegen. So versucht man, auf sie zu verzichten; setzt die Feder an und schreibt Worte ohne Zusammenhang, ohne Seele. Man schreibt, um zu schreiben; die Geschichte, die man erzählen wollte, ist verloren gegangen. Einem Waisenkind gleich irrt sie auf der anderen Seite der Mauer umher, und wartet darauf, dass man eines Tages doch noch beschliesst, den Weg in die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen, sie unterwegs voller Freude antrifft und sich ihrer wieder annimmt.
Hand in Hand kehrt man dann zur Mauer zurück - doch diese existiert so gar nicht mehr; zu Schutt und Asche zerfallen stellt sie kein Hindernis mehr dar; ungehindert schreitet man über den Staub hinweg und setzt seinen Weg fort, bis man schlussendlich am Ziel ankommt.

2 Kommentare:

  1. Hallo Sajokatta, habe dich eben entdeckt... dein text regt mich an - ich werde ihn nun wirken lassen und ganz bestimmt wieder kommen!
    Herzlich
    bisbälderbisoubrigitte (bbbb)

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  2. Hallo Smilla!
    Freut mich, dass dir mein Text gefällt und dass ich dich in meiner kleinen Leserschaft willkommen heissen darf!
    Alles Liebe
    Sajotkatta

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