Mein Sinn des Lebens

"There are only three things in life: To read poetry, to write poetry but, best of all, to live poetry." Jill Dawson

Sonntag, 12. September 2010

Parallelwelt

Es gibt unzählige von Büchern über Parallelwelten.
Beinahe jeder zweite Fantasy-Roman spielt nicht in unserem Universum, sondern irgendwo anders, in einer völlig fremden, völlig anderen Welt.
Ich war nie ein grosser Fan dieses Genres, obwohl ich mit zwölf, dreizehn Jahren gerne solche Geschichten las, und mir mehrere Reihen kaufte, die noch heute bei mir im Regal stehen.
Aber woher kommt diese Vorliebe für Geschehnisse in anderen Welten? Ich glaube, es liegt daran, dass wir gerne aus unserer eigenen flüchten. Bücher, die Dinge behandeln, die wir aus unserem eigenen Alltag kennen, langweilen uns zwar nicht, aber sie berühren uns auf eine ganz andere Weise. Sie stimmen uns trauriger, ängstigen uns mehr; denn wir wissen, dass auch uns irgendwann einmal das Schicksal der Protagonisten ereilen könnte. Niemand ist vor einer unglücklichen Liebesgeschichte, von einer unheilbaren Krankheit oder dem Verschwinden einer geliebten Person sicher. Doch wir alle wissen, dass unsere Chancen, durch ein Loch im Raum-Zeit-Gefüge zu fallen, ziemlich gering sind. Wir wissen, dass wir niemals gegen böse Fürsten und Horden von Mutanten kämpfen werden müssen. Diese Geschichten erlauben uns, abzustellen; unseren Alltag zu vergessen, uns in eine fremde Welt zu flüchten, in der unser Leid nicht existiert, selbst wenn wir gar nicht wirklich leiden.
Doch manchmal wird selbst unsere eigene Welt, die wir für so sicher, so unveränderlich halten, zu einer Parallelwelt. Wir schweben irgendwo darin; laufen wie auf Wolken oder auf einer anderen merkwürdigen Materie, die uns nicht richtig zu tragen scheint und der wir auch nicht wirklich trauen. Die Welt ist uns auf einmal fremd - wir sind uns auf einmal fremd. Wir haben die Orientierung verloren, irren in dieser fremden und doch so bekannten Welt herum.
Sich auf diese Weise zu verlieren, kann einem auch beim Schreiben passieren. Man bringt eine Zeile, ein Kapitel oder sogar ein ganzes Werk zu Papier, nur um am Ende festzustellen, dass es einem überhaupt nicht ähnelt; als hätte jemand anderes es verfasst.
Der erste Eindruck von einem solchen Text ist meist schlecht. Man hält ihn für unsympathisch. Er erscheint einem weder lustig, noch charmant; weder interessant, noch niveauvoll - er kommt einem einfach nur grob und seltsam leer vor. Doch vielleicht entdeckt man bei einer zweiten Lektüre auch einige gute Seiten. Vielleicht merkt man, dass es gar nicht so schlecht war, sich von dem üblichen Stil zu lösen. Vielleicht wirft man den Text weg, aber vielleicht behält man ihn auch. Nicht nur als Erinnerung, sondern auch, weil er eben doch zu einem passt. Auch wenn man das bis jetzt nicht glauben konnte oder wollte.

2 Kommentare:

  1. Danke für diesen Text, beim Schreiben geht es mir häufig genau gleich und dann komme ich mir lächerlich vor. Lächerlich, weil es scheint, als hätte ich versucht, nicht mich selber zu sein oder jemanden zu imitieren.

    Mach weiter so, freue mich auf alle deine Texte

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  2. Niemals etwas fortwerfen! Recyclen heisst das Zauberwort. Alles, was du reflektierst, ist ein Teil deiner Persönlichkeit.

    Gotti

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