Mein Sinn des Lebens

"There are only three things in life: To read poetry, to write poetry but, best of all, to live poetry." Jill Dawson

Donnerstag, 2. September 2010

Up to date?


Manchmal vergisst man Dinge.
Eigentlich jeden Tag.
Man vergisst, einen dringenden Brief abzuschicken; man vergisst, frische Eier zu kaufen; man vergisst seinen Lieblingsschirm im Zug, weil draussen die Sonne scheint und der Schirm im Gedächtnis genauso verschwindet wie die dunklen Wolken am Horizont.
Genau auf dieselbe Weise kann man auch eine Geschichte vergessen. Manchmal geschieht das erst, wenn sie beendet ist, manchmal aber auch schon vorher. Man speichert sie ab, man ergreift eine andere Idee und macht sich daran, diese niederzuschreiben, solange sie noch da ist. Oder man ist auf einmal müde von der Schreiberei, will etwas Anderes machen, vom Bildschirm wegkommen, denn Sonnenschein draussen geniessen und auch endlich einmal im richtigen Leben, nicht nur immer in einer Welt aus Papier und Buchstaben zu wandeln. Wochen oder Monate später erinnert man sich dann plötzlich wieder an diese Geschichte. Man startet den Computer auf, öffnet das Dokument und überfliegt mit einem nostalgischen Lächeln die Zeilen die man, so scheint es, vor so langer Zeit geschrieben hat. Man sucht sich selbst zwischen den Worten; versucht sich daran zu erinnern, was einen damals dazu bewegt hat, dies zu schreiben. Man fühlt sich der Geschichte auf seltsame Weise fremd und zugleich unglaublich nah; man pendelt hin und her zwischen Erkennen und Wiedererkennen.
So geht es mir heute mit diesem Blog. Wie lange ist es her, dass ich keinen Eintrag mehr verfasst habe? Lange. Sehr lange. Über einen Monat.
Ich bereue es, denn eigentlich liebe ich die Momente, in denen ich hier sitze und über das nachdenke, was ich ansonsten einfach tue; mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf. Irgendwie ist selbst mein Blog eine Geschichte - meine Geschichte, die Geschichte der Autorin, die ich bin. Ich weiss zwar nicht, wohin mich dieser Weg führt, doch ich weiss, dass ich meine Schritte auf diesem Blog eingravieren werde. Wie Dinosaurierfussabdrücke an Abhängen sollen sie hierbleiben und versteinern, damit ich sie später mit archäologischer Neugier wieder ausgraben und mich daran erfreuen kann.
Obwohl ich in diesem Sommer nicht besonders viel geschrieben habe, habe ich Inspirationen gesammelt: Das Rauschen des Meeres, das Peitschen des Sandes, den der Wind einem ins Gesicht wehte, der Geschmack von Salz auf ausgetrockneten Lippen... Und nun färben sich die Blätter auch schon wieder rot; der Sommer stirbt und die Natur hüllt sich in ihr Trauerkleid. Der September erinnert mich an das melancholische letzte Kapitel einer Liebesgeschichte; die Sonne blendet nicht mehr, sondern streichelt einen tröstend, man geniesst die schönen Tage im Bewusstsein, dass es die letzten sein werden. Der September erinnert mich an einen Abschiedsbrief, den ein Todgeweihter an seine Geliebte sendet. Doch anders als ein Mensch, der sich auf sein Totenbett legt, kann der Sommer ein P.S. anfügen - P.S.: Auf bald!

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