Mein Sinn des Lebens

"There are only three things in life: To read poetry, to write poetry but, best of all, to live poetry." Jill Dawson

Montag, 30. Mai 2011

Qismat

Der heutige Post hat für einmal nichts mit dem Schreiben zu tun... Denn dafür bleiben mir nun ganze vier Monate Zeit - genau so lange dauern nämlich meine Sommerferien. Stattdessen möchte ich auf das Jahr zurückblicken, das ich am Samstag mit einem dreistündigen Examen abgeschlossen habe, im Kopf bereits die noch blassen Traumbilder all der Dinge, die ich vorhabe.
Oft wird man nach einem solchen Jahr - in meinem Fall das erste an der Uni - gefragt, was man denn so gelernt hat. Nicht im Unterricht, sondern für das Leben allgemein. Und zum ersten Mal kann ich sagen, dass ich tatsächlich etwas gelernt habe.
Und zwar beginne ich, die Dinge immer mehr nicht durch die rosa, sondern durch die hinduistische Brille zu sehen. Das Schicksal ist in Hindi, der Nationalsprache Indiens, die ich studiere, so essentiel, dass dafür nicht weniger als acht Synonyme existieren. Qismat ist dabei mein liebstes - nicht zuletzt, weil es mich an Qissa erinnert, was Geschichte oder Märchen bedeutet. Was mir an der hinduistischen Version des Schicksals gefällt, ist nicht, dass alles bereits für einen vorbestimmt ist, sondern der Gedanke, dass alles, selbst das Unglück, unser Glück zum Ziel hat. das klingt utopisch und sehr realitätsfremd, aber für mich erklärt es das, was wir eigentlich als Zufall bezeichnen.
Ein einfaches, alltägliches Beispiel: Wir treffen jemanden, verlieben uns in ihn, die Geschichte endet hässlich. Darauf lernen wir jemand anderen kennen. Und diesmal gibt es ein Happy End. Hätten wir uns aber von der ersten Person nicht getrennt, wäre es nie soweit gekommen.
Vielleicht mag es realistischer sein, an Zufall zu glauben. Aber für mich ist diese Version des Schicksals eine optimistische Lebenseinstellung, die mir mehr als alles andere die Energie gibt, weiter zu machen, auch wenn alles in mir dagegen spricht. Die Dinge so zu sehen, ermöglicht es mir, leichter über Verluste und Niederlagen hinweg zu kommen. Weil ich zu mir selbst sagen kann, dass alles ein Teil der Rechnung ist. Und dass ich ohne dieses Element, möge es auch ein negatives sein, nie zur Endlösung kommen werde.
Und die - man kann sie auch Glück nennen, ist es doch, die ich erreichen möchte.

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